2023 BILTWELL 100
Jenny Linquist
Global Brand Manager bei Zero Motorcycles
20. April 2023
Erstes Rennen, erster Sieg auf der Zero DSR/X
Vor ein paar Monaten erhielt ich eine Nachricht von meinem guten Freund Davin von Biltwell mit einer einfachen Frage: „Hat die Zero DSR/X schon ein 160-Kilometer-Wüstenrennen absolviert?“
Zu diesem Zeitpunkt war die DSR/X noch relativ neu in unserem Modellportfolio bei Zero – ein elektrisches Adventure-Bike, gebaut für lange Roadtrips, Erkundungstouren in entlegene Gebiete und komfortables, spaßiges Pendeln. Nicht unbedingt das Motorrad, das man sich durch tiefe Sandpassagen und Wüstenhügel pflügen sieht. Bis dahin hatte noch niemand ein Rennen mit der DSR/X bestritten. Ich hingegen hatte im Jahr zuvor ein 160-Kilometer-Wüstenrennen auf einer Zweitakt-Enduro absolviert – ein Motorrad, das nur einen Bruchteil des Gewichts des neuen Zero-Modells auf die Waage bringt.
Natürlich war ich gleichermaßen eingeschüchtert und fasziniert.
Über 230 Kilogramm sind eine Menge Motorrad, aber Ängste zu überwinden und sich bewusst der Herausforderung zu stellen, ist nun mal das Salz in der Suppe des Lebens. Ich ließ die Idee ein paar Wochen in meinem Kopf kreisen, bevor ich schließlich dachte: „Warum nicht, lass es uns versuchen.“ Gerüchteweise hieß es, dass das Biltwell 100 ein Rennen sei, bei dem wirklich jede Art von Fahrer und Motorrad willkommen ist. Mein Kompromiss bestand darin, mich für die ADV Heavy Novice-Klasse anzumelden, was bedeutete, dass ich statt 160 Kilometern drei Runden à 40 Kilometer und damit insgesamt 120 Kilometer fahren würde.


Jenny auf ihrer leichten Enduro beim Desert 100 in Washington / Was bald Jennys DSR/X für das Biltwell 100 in Kalifornien werden sollte
Gute Zeiten, keine Rundenzeiten.
Falls du noch nie vom Biltwell 100 gehört hast: Es ist eines dieser Events, die sich nur schwer in Worte fassen lassen. Es geht nicht um Pokale oder Werksteams. Es ist ein staubiges, raues Rennen nach dem Motto „Fahr, was du mitgebracht hast“ – 40 Kilometer lange Runden durch die gnadenlose kalifornische Wüste. Dabei treten Motorräder an, die von klassischen Dual-Sport-Maschinen bis zu Harley-Davidsons mit Stollenreifen reichen, gefahren von erfahrenen Wüstenpiloten ebenso wie von Leuten, die sich und ihre Maschinen einfach mal im Sand testen und später eine gute Geschichte erzählen wollen. Das Motto des Biltwell 100 lautet „Good times, not lap times“, und der Spaß steht klar im Vordergrund.



Fotos von Biltwell Inc.
Ab dem Moment, in dem ich zusagte, nahm die Idee Fahrt auf. Das Gerücht machte bei Zero HQ schnell die Runde, und plötzlich war unser kleines Motorsport-Team voll dabei. Wir wollten nicht nur mit der DSR/X antreten – wir nahmen die Herausforderung an, sie als echtes Rennbike neu zu denken. Ein paar Wochen später war ich mit einer frisch modifizierten DSR/X und einem engagierten Support-Team unterwegs in die Wüste.

Rennfertige DSR/X neben einem Serienmodell
Wir nahmen einige clevere Anpassungen vor, um das Bike renntauglich zu machen, wobei die wichtigste Änderung darin bestand, Gewicht einzusparen. Nachdem wir das Onboard-Ladegerät, das Heckmodul und einige überflüssige Plastikteile entfernt hatten, konnten wir das Gewicht um rund 18 Kilogramm reduzieren (Ausgangsgewicht: 247 Kilogramm). Zudem tauschten wir die Räder gegen Speichenfelgen, montierten einen Unterfahrschutz, Stollenreifen, ein Adventure-Kettenset, aggressive Fußrasten und Cycra-Handprotektoren. Dank der neuen Extended Range Charging-Funktion konnte ich mit 110 % Ladung ins Rennen starten. Jedes Detail trug dazu bei, entweder Gewicht zu sparen oder die Performance zu steigern. Doch im Kern blieb die DSR/X das, wofür sie entwickelt wurde: ein kraftvolles, rein elektrisches Adventure-Traumbike.



Und sie lieferte ab.
Der Kurs war erbarmungslos – lang, heiß und voller Überraschungen – doch das Bike zeigte keine Schwäche. Ich hingegen schon ab und zu … über Wüstenhügel zu donnern, versteckte Senken zu treffen und durch tiefen Sand zu pflügen, fühlt sich auf einem 230-Kilogramm-Motorrad durchaus anders an. Doch die DSR/X meisterte Terrain, von dem ich nicht sicher war, ob sie es schaffen würde, und der sofort verfügbare Drehmoment auf den geraden Strecken war ein Genuss. Trotz des Gewichts und der Belastung durch die Strecke fühlte sich das Bike nie unkontrollierbar an. Als ich die Ziellinie überquerte, hatte ich immer noch 14 % Akkuladung übrig.
Eine Ladung, null Drama.




Fotos von Geoff Kowalchuk und Jonathan Ward
An diesem Tag gewann ich die ADV Heavy Novice-Klasse. Mein erstes elektrisches Rennen. Das erste Wüstenrennen der DSR/X. Und eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Ich war eingeschüchtert, bevor es losging – nicht nur wegen des Motorrads, sondern wegen der gesamten Idee, etwas Neues und Ungetestetes in diesem Setting zu fahren. Ich hatte das bereits nach unserer Fahrt auf der South Dakota BDR-X gewusst, aber dieses Rennen hat es mir erneut gezeigt: Diese Maschine ist wirklich beeindruckend.

Ein riesiges Dankeschön an alle bei Zero, die das Motorrad vorbereitet, letzte Fragen beantwortet und dafür gesorgt haben, dass ich mich ganz aufs Fahren konzentrieren konnte. Und ein großes Lob an das Biltwell-Team dafür, dass sie den Samen für diese Idee gepflanzt und eines der lustigsten und einladendsten Rennen organisiert haben, bei denen ich je dabei war.
Nächstes Jahr? Vielleicht brauchen wir ein paar mehr Elektro-Motorräder an der Startlinie. 😉 Die DSR/X hat bewiesen, dass sie mithalten kann. Mal sehen, was als Nächstes kommt.

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